Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Andrea GrünhagenLiebe – echt jetzt? Was soll das ausgerechnet in der aktuellen Situation unserer Kirche? Müsste man da nicht viel eher sagen: „Und weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten?“ (Matthäus 24,12) Dazu ist gleich zu betonen, dass wir in dieser Ausgabe zwar sehr ausführlich über die Kirchensynode in Fulda berichten, das Thema der Ausgabe sich aber nicht unmittelbar darauf bezieht. Es hat sich sehr gelohnt, mit unserem Redaktionsmitglied Bernhard Daniel Schütze jemanden zu haben, der weitestgehend in Fulda dabei war und eine richtige Reportage geschrieben hat, die allen, die nicht dabei waren, einen guten Eindruck und Hintergrundinformationen zu den Beschlüssen vermittelt.

Die zwei Artikel dieser Ausgabe, die sich auf das Thema beziehen, haben einen weiteren Horizont. Das kommt auch durch das Titelbild zum Ausdruck, das zeigen will, wie z. B. herzliche Gastfreundschaft ein Ausdruck von Liebe sein kann. Das ist mir ein Anliegen. Man muss nicht alle permanent an der aktuellen Konfliktlage der SELK Anteil haben lassen, zumal es sowohl Kirchenmitglieder als auch andere interessierte Leser in unterschiedlichem Maße betrifft. Ich selbst würde einerseits nicht annehmen, dass jemand, der die SELK wahrnimmt, als Erstes denkt: „Seht, wie sie einander lieben.“ Und andererseits erlebe ich, dass genau das im Kontext von einzelnen Gemeinden geschieht: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld … (Kolosser 3,12).

Der Schriftsteller C. S. Lewis hat einmal ein Buch geschrieben mit dem Titel „Eine harte Gnade“. Das bezieht sich darauf, dass in der Geschichte eine Liebe mit dem Tod endet. Aber ich meine, man kann es noch weiter fassen. Manchmal ist Liebe eine harte Gnade und bringt nicht ungetrübtes Glück, sondern tapferes Ertragen mit sich. Manchmal ist es auch Liebe, hart zu bleiben und sich nicht zu verbiegen, um Schaden von einem anvertrauten Menschen abzuwenden. Liebe ist oft mehr Haltung als Gefühl.

Diese Kirchenzeitung enthält immer mehrere Rubriken, die ganz Unterschiedliches zur Sprache bringen. Ein rechtlich notwendiges Element sind die „Amtlichen Bekanntmachungen“, die nach Kirchensynoden ausführlicher ausfallen, nur dass Sie sich nicht wundern.

Es grüßt Sie alle herzlich
Ihre Andrea Grünhagen