Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Andrea Grünhagenvor einigen Jahren waren wir bei einer anderen Familie zur Silvesterfeier eingeladen. Das Erste, was unsere Gastgeber direkt nach Mitternacht taten, war, die Bibel und ihr Andachtsbuch aufzuschlagen und – Gäste und Feuerwerk und Sektflaschen hin oder her – einen Bibeltext und die Andacht dazu vorzulesen. Es war ihnen wichtig, Gottes Wort das Erste im neuen Jahr sein zu lassen. Ich gebe gerne zu, dass mich das beeindruckt hat. Mit Gottes Wort ins neue Jahr starten, dieser Gedanke beschäftigt mich auch anlässlich dieser Ausgabe der LuKi.

Das Thema hat sehr viele Aspekte, zwei greifen wir heraus. Einmal geht es um die Frage, was es eigentlich mit dem Verstehen der Bibel auf sich hat. Warum versteht man und warum versteht man nicht? Was ist eigentlich das „richtige“ Verständnis? Dabei möchte ich daran erinnern, dass diese Frage wirklich nicht neu ist, sondern Christen immer beschäftigt hat. Auch für unsere Kirche ist sie nicht neu, sondern es ist schon dazu theologisch gearbeitet worden.

Eine andere Sache sind die praktischen Fragen. Was kann denn helfen, regelmäßig oder zumindest häufiger in der Bibel zu lesen? Da ist dann von vielen, auch digitalen Angeboten zu reden, ganz zu schweigen von den verschiedenen Bibelübersetzungen und Erklär- und Verstehenshilfen. Der Umgang mit der Bibel ist etwas durchaus Persönliches. Und gleichzeitig findet Lesen, Hören und Verstehen nicht in einem individualisierten Raum statt, sondern in einem bestimmten Kontext. Die Zugehörigkeit zu einer Kirche, also ein bestimmter konfessioneller Kontext, ist zum Beispiel so ein Raum. Man kann so etwas Auslegungstradition nennen, was markiert, dass auch Christen vor mir schon die gleichen Texte gelesen und in bestimmter Weise verstanden haben. Und das durchaus unterschiedlich, was zu der Frage führt, ob es auch falsche Verständnisse geben kann und was der Maßstab dafür ist.

Unter dem Stichwort Gesellschaft geht es auch um die Frage des Kontextes, genauer gesagt um den US-amerikanischen Kontext und die Bibel. Natürlich ist das eine Wahrnehmung von außen, und sie geht von dem aus, was hier in Deutschland darüber in den Medien berichtet wird. Ich überlasse es Ihnen zu beurteilen, wo bei diesem Beispiel die Vermischung von Religion und Politik vorliegt.

Ihre Einschätzung ist auch bei „Mit spitzer Feder“ gefragt. Diesmal ermutige ich Sie, zwei Pressemeldungen zum gleichen Thema zu vergleichen und kritisch nachzudenken. Oft kommentiere ich etwas ironisch, diesmal nicht.

Ich hoffe, Sie bleiben uns auch im neuen Jahr verbunden und grüße Sie alle herzlich
Ihre Andrea Grünhagen


Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.